Sich mit gutem Gewissen kleiden – nachhaltige Fashion-Start-ups in Hongkong

Immer mehr Hongkonger Fashion-Start-ups legen Wert auf nachhaltig produzierte Mode und finden Interesse bei den Konsumenten.

BildDie weiße Baumwolle fühlt sich herrlich weich an und ihre hochwertige Qualität eignet sich hervorragend für die Herstellung von Poloshirts. Dabei handelt sich nicht um einen Designerstoff eines großen Kleidungsherstellers, sondern um ein organisches Gewebe, das von der nachhaltigen Bekleidungsfirma Krop aus Hongkong produziert wurde. Das Unternehmen arbeitet mit Farmern vom chinesischen Festland zusammen, um umweltfreundlich angebaute Baumwolle zu erhalten.

Im Hongkonger Stadtteil Sheung Wan werden derzeit die Designs für eine neue T-Shirt-Kollektion von Krop fertiggestellt. Die T-Shirts sollen künftig bei Bonham Strand, einem Laden für maßgeschneiderte Männerbekleidung, verkauft werden. Das Geschäft bietet aber nicht nur nachhaltige Bekleidung, es ist zudem ein Sozialunternehmen, das ehemalige Drogenabhängige einstellt. Sie fertigen dort unter der Aufsicht und Betreuung erfahrener Schneider maßgefertigte Anzüge an. Als Jong Lee, der Gründer von Bonham Strand, die Modelle von Krop zum ersten Mal sah, war er verblüfft: „Das waren einige der besten Stoffe, die wir zu diesem Zeitpunkt gesehen haben“, erinnert er sich zurück. Bonham Strand wurde 2012 gegründet und möchte die Schneidertradition wiederaufleben lassen, die früher eine Säule von Hongkongs wirtschaftlicher Entwicklung war. Beide Unternehmen haben das Ziel, ethisch vertretbare Bekleidung anzubieten und nutzen den wachsenden Trend zur Nachhaltigkeit in Hongkong: „Der Kunde ist mittlerweile viel sozialer eingestellt“, ist Lee überzeugt.

Erst kürzlich eröffnete Krop einen Online Store und begann, in „grünen“ Shopping Malls und Supermärkten auf dem chinesischen Festland zu verkaufen. Dort wird der Kauf „grüner“ Produkte, die für gewöhnlich mehr kosten, als Zeichen eines höheren sozialen Status gewertet.

„Der chinesische Markt holt den Westen langsam ein. In Großbritannien und anderen europäischen Ländern beispielsweise ist nachhaltige Mode schon lange ein Trend“, sagt Joyce Wong, die Mitbegründerin des Modelabels Wan & Wong. Das Unternehmen bereitet Textilien zu hochwertigeren Produkten auf und vertritt für seine Bekleidungskollektionen und Accessoires die „Zero Waste“-Philosophie. „Die Verbraucher in Hongkong sind zwar noch nicht alle sensibilisiert, aber die Shopping-Gewohnheiten ändern sich allmählich. Seit fünf Jahren setzen sich die Menschen zunehmend mit dem Thema auseinander“, erzählt sie.

Viele Änderungen im Denken der Konsumenten entstanden durch den Einfluss internationaler Marken. Der schwedische Fast-Fashion-Gigant H&M etwa verspricht, bis zum Jahr 2020 ausschließlich nachhaltige Baumwolltextilien zu verwenden. Auch die führende japanische Bekleidungsmarke Uniqlo will alle umweltgefährdenden Emissionen in ihrer Wertschöpfungskette bis 2020 beseitigen. Andere internationale Marken setzten sich ähnliche Ziele.

Als Risikokapitalanleger arbeitete Lee mit Premiumeinzelhändlern und -stofflieferanten aus der Branche zusammen während er Bonham Strand aufbaute. Er habe mit eigenen Augen gesehen, dass sich die Einstellung gegenüber Textilabfällen und Giften in der Produktion veränderte. Mit der Ressourcenverknappung und dem steigenden Bedarf wird für viele Modemarken das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile ein Schlüssel zum Erfolg.

„Ich kann mich noch daran erinnern, dass damals jeder dachte, es sei eine unnötige Belastung, nachhaltig zu produzieren. Aber in den letzten fünf Jahren hat sich diese Sichtweise tatsächlich verändert. Die Leute verstehen jetzt, dass sie sich der Zeit anpassen und Abfall reduzieren müssen, um zu überleben“, erzählt Lee.

Einen Beitrag dazu leistet auch die nichtstaatliche Hongkonger Unternehmensgruppe Redress, die sich für die Reduzierung von Textilabfällen in der Modeindustrie einsetzt. Sie führte vor fünf Jahren den jährlich stattfindenden „EcoChic Design Award“ ein. Der Wettbewerb fördert nachhaltiges Design und fordert junge Modedesigner heraus, Kollektionen mit möglichst wenig Textilabfällen zu kreieren. Die früheren Gewinner hatten jeweils die Möglichkeit, mit etablierten Modemarken, etwa Esprit, zusammenzuarbeiten. Die diesjährigen Gewinner sollen eine Kollektion für Shanghai Tang entwerfen. „Die Awards haben die Studenten wachgerüttelt“, erzählt Wong, die in Hongkong Seminare für Designstudenten gibt.

Mittlerweile schließen sich auch immer mehr nachhaltige Fashion-Start-ups in Hongkong mit größeren Unternehmen zusammen. Darunter Wan & Wong, die 2012 die Auszeichnung „EcoChic´s Most Promising Student Award“ erhielten. Sie haben danach sowohl mit Hongkonger NGOs als auch mit großen Unternehmen zusammengearbeitet. Für eines ihrer Projekte wurden alte Uniformen des Kosmetikgiganten Sa Sa International Holdings Ltd. zu hochwertigeren Stoffen weiterverarbeitet.

Auch Redress ist überzeugt, dass die Bemühungen Erfolg zeigen, unter anderem messbar am leichten Rückgang von Textilabfällen auf Hongkonger Mülldeponien. Eine gute Nachricht für nachhaltige Mode-Start-ups wie die 2012 in Hongkong gestartete Initiative Shoe Artistry. Sie lässt erfolgreich eine andere, langsam schwindende Hongkonger Industrie wiederaufleben. Die Firma verkauft eine eigene Schuhkollektion online und veranstaltet Workshops zur Schuhherstellung in Hongkong, Singapur und Indonesien. Dort geben erfahrene Schuhmacher ihr Können an die jüngere Generation weiter, erzählt Jeff Wan, der Gründer von Shoe Artistry. Bei den Teilnehmern hielten sich die Anteile zwischen denjenigen, die Schuhe angefertigt haben wollen, und denjenigen, die ihre Schuhe selbst herstellen möchten, die Waage. „Wir treffen dort die verschiedensten Menschen, vom Designstudent bis zum Accountant. Allen ist aber gemeinsam, dass sie Teil einer neuen, weltweiten Bewegung sein wollen, die zu den Wurzeln der Handwerkskunst zurückkehrt und Dinge mit viel Sorgfalt persönlich herstellt“, betont Wan.

Begehrlichkeit spiele für jede erfolgreiche Modegeschichte eine wichtige Rolle, findet Lee: „Wir wissen, dass die Leute nicht bereit sind, einfach so mehr Geld für organische oder wiederaufbereitete Produkte zu bezahlen. Und sie werden auch keine exorbitanten Preise für schlechtere Qualität bezahlen, nur weil man sie darum bittet, das Richtige zu tun. Wir sehen aber, dass sich neun von zehn Kunden bei zwei fast identischen Produkten für das mit dem nachhaltigeren Ansatz entscheiden.“

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