Hilfe aus dem Teufelskreis

Suchterkrankungen beginnen oft harmlos, enden aber meist in einer Abwärtsspirale, die Menschen zurücklässt, die oft nicht einmal mehr in der Lage sind, die Post zu öffnen oder ihren Haushalt führen.

BildWer tief im Sumpf der Sucht steckt, kann sich meist selbst nicht mehr herausziehen, braucht umfassende und professionelle Hilfe. Die bietet nun die Entwöhnungseinrichtung im neuen Pflegeheim am Klinikum Ingolstadt. Am 30. September nimmt die neue Einrichtung den Betrieb auf – und hilft Menschen in Ingolstadt und im weiten Umkreis auf dem schwierigen Weg heraus aus dem Teufelskreis einer Suchterkrankung und hinein zurück in ein normales Leben.

Überforderung im Beruf, Trennung oder Scheidung, Überschuldung – wenn mehrere Probleme zusammenkommen, geraten Menschen manchmal aus einem „normalen“ Leben schnell auf die schiefe Bahn und rutschen in eine Suchtkarriere ab. Es beginnt oft mit dem einen oder anderen Bier oder der einen oder anderen Tablette zu viel, steigert sich mit dem anhaltenden Frust und neuen Problemen. Irgendwann leidet die Arbeitskraft, der Führerschein ist weg, die Flucht in die Sucht verstärkt sich – der Teufelskreis beginnt, aus dem die Betroffenen dann meist ohne fremde Hilfe nicht mehr herauskommen. Solche Hilfe bietet nun die neu eingerichtete Entwöhnungseinrichtung Ingolstadt im neuen Pflegeheim am Klinikum.

Sie setzt nun die Arbeit der Entwöhnungseinrichtung des Klinikums in der Sebastianstraße fort, die 1986 ihren Betrieb aufgenommen hatte, inzwischen aber nicht mehr existiert. 2009 hatte man die Reißleine gezogen und den Beschluss gefasst, die Kurzzeitentwöhnung am alten Standort in der Innenstadt zu schließen – nicht nur, weil ohnehin die Frage einer Sanierung und eines Neubaus des Pflegeheims dort bereits im Raum stand, sondern auch, weil die Einrichtung nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen sei, sagt Franz Hartinger, der Geschäftsführer des Altstadtzentrums und des neuen Pflegeheims am Klinikum. Die Schere zwischen Einnahmen und Kosten habe sich im Lauf der Jahre immer weiter geöffnet.

Mehr Plätze und erweitertes Spektrum
Doch nach der Schließung am alten Standort in der Innenstadt habe es den massiven Wunsch von verschiedener Seite – unter anderem von der Deutschen Rentenversicherung als Kostenträger sowie von großen Unternehmen wie Audi – gegeben, einen Nachfolger dafür zu finden. Nach langen Verhandlungen mit der Deutschen Rentenversicherung, habe man nun eine tragfähige Lösung gefunden, so Hartinger. Die sieht vor, dass die Einrichtung von zuvor 14 auf nunmehr 20 Plätze erweitert, die Finanzierung verbessert und das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten erweitert wird. Denn die Einrichtung hat nun die Möglichkeit, in besonderen Fällen auch Patienten mit komplexeren Sucht- und Krankheitsbildern, die eine längere Behandlung als acht Wochen benötigen, zu versorgen. „Das war eine wichtige Voraussetzung für die Wiederbelebung der Einrichtung“, sagt Franz Hartinger, der Geschäftsführer des Pflegeheims, der auch die Entwöhnungseinrichtung in Verwaltungsfragen betreut.

Der Bedarf sei in jedem Fall mehr denn je vorhanden. Man habe in den letzten Jahren eine kontinuierliche Zunahme von Fällen um etwa ein Drittel auf inzwischen rund 2500 Fälle pro Jahr auf der Entgiftungsstation im Zentrum für psychische Gesundheit registriert, erläutert Dr. Peter König, Leitender Oberarzt in dem Zentrum, zu dessen Bereich auch die Entwöhnungseinrichtung gehört. Auch wenn natürlich nur ein kleiner Teil der Entgiftungsfälle Menschen betrifft, die tatsächlich eine Entwöhnung in einer so spezialisierten Einrichtung benötigen, sei das doch ein Hinweis, dass auch dafür der Bedarf zugenommen haben dürfe. Davon gehen auch Franz Hartinger und Dr. Claudia Zimmerer, die therapeutische Leiterin, aus – zumal sie in einem weiten Umkreis die einzige solche Einrichtung sei. Die Betroffenen müssten sonst etwa nach Haar oder Furth im Wald geschickt werden.

„Dabei ist eine Versorgung gerade im gewohnten Umfeld besonders wichtig“, erklärt Zimmerer. Denn Suchterkrankungen sind meist sehr komplexe Angelegenheiten, die oft auch viel mit dem persönlichen Umfeld zu tun haben. Es gehe nicht in erster Linie darum, nur die körperliche Sucht zu überwinden, sondern vor allem darum, die Gründe für die Entstehung herauszufinden und anzugehen – und so auf Dauer einen Rückfall zu verhindern. Oft bleibt die Sucht zudem lange im Verborgenen, wird von den Betroffenen nicht selten so lange wie möglich kaschiert. Sie tritt oft erst dann zutage, wenn sich die Betroffenen längst hilflos im Netz der Erkrankung verstrickt haben. Auch die Gewohnheiten und die Umgebung spielen dabei eine wichtige Rolle.

Das Umfeld soll daher auch soweit wie möglich in die Therapie miteinbezogen werden. Angehörige werden besucht, gegebenenfalls Hausbesuche gemacht, bei Bedarf eine therapeutische Wohngemeinschaft gesucht, Selbsthilfegruppen miteingebunden. Oft sprechen die Experten auch mit dem Arbeitgeber oder helfen den Betroffenen dabei, ihre Schulden in den Griff zu bekommen. „Eine Suchterkrankung beginnt oft recht harmlos und endet in einem Teufelskreis. Das geht nicht von heute auf morgen und es braucht eine spezialisierte Hilfe, um ihn zu durchbrechen und wieder möglichst weit in ein normales Leben zurückzukehren“, sagt König. „Diese Hilfe können wir nun gerade auch bei den schwereren Fällen in der neuen Entwöhnungseinrichtung bieten.“

Mehr Zeit für schwere Fälle und Nebenerkrankungen
Probleme machen in solchen schweren Fällen vor allem die häufigen Nebenerkrankungen. „Co-Morbiditäten nehmen immer mehr zu“, bilanziert Zimmerer. Denn häufig leiden Alkohol- oder Medikamentenabhängige zusätzlich an Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen, die zunächst einmal festgestellt werden müssen. „Hinzu kommt, dass viele Rehabilitanden gerade am Anfang kaum aufnahmefähig sind“, so die therapeutische Leiterin, die bereits in der Entwöhnungseinrichtung in der Sebastianstraße von Anfang an dabei war. Nun hat das Team noch bessere Möglichkeiten, gerade in solchen Fällen zu helfen.

„Wir bleiben eine Kurzzeiteinrichtung, aber wir haben nun die Möglichkeit, in begründeten Einzelfällen die Therapiezeit zu verlängern“, erklärt Zimmerer. Ein ganzes Team von Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologen, Ergo- oder Sporttherapeuten, Sozialpädagogen, Diplompsychologen und Pflegekräften kümmert sich intensiv um die Rehabilitanden, die sich freiwillig der Entwöhnung unterziehen müssen. In dem neuen Entwöhnungsbereich im dritten Stock des neuen Pflegeheims finden sie ab dem 30. September auf 1200 Quadratmetern in großzügigen Räumlichkeiten mit 16 Einzel- und zwei Doppelzimmern eine heilsame Umgebung, in der sie die ersten Schritte zurück in ein normales Leben gehen können.

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